The Curious Story of Low Pitch at the Schola Cantorum Basiliensis

Veröffentlicht: 27.03.2020     Autor/in: Anne Smith

Abstract

Although it is well-known that pitch was not standardized before the 19th century, in the world of early music A415 Hz ‒ referred to as low pitch and exactly one tempered semitone below the international chamber pitch established in 1939 ‒ came to hold sway. Taking the history of pitch at the Schola Cantorum Basiliensis as a case study, this article seeks to illustrate how cultural, pragmatic, and marketing factors from outside of the world of music, apart from actual historical considerations themselves, came to play a significant role in the acceptance of A415 Hz as the standard early music pitch. Since the nature of the decision-making factors does not support the aura of “authenticity” that A415 Hz has enjoyed for many years, an examination of these factors will hopefully lead to a more open attitude to choice of pitch for music of earlier eras, without banning the pragmatic convenience either of A415 or A440 Hz.

Schlagwörter

Schola Cantorum Basiliensis; Historically Informed Performance; Pitch; A415 Hz

Forschungsprojekt

Ina Lohr (1903–1983)

Zitierweise

Anne Smith, "The Curious Story of Low Pitch at the Schola Cantorum Basiliensis". Forschungsportal Schola Cantorum Basiliensis, 2020.
https://forschung.schola-cantorum-basiliensis.ch/de/forschung/ina-lohr-project/smith-low-pitch.html (Abgerufen am TT MM JJJJ)

Lizenz

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[1]

“In der Schweiz gab es keinen einzigen Cembalo- und Clavichordbauer, auch niemand, der alte Klavierinstrumente hätte fachgerecht restaurieren können. Bei den Streich-, Zupf- und Blasinstrumenten war es kaum besser. Wenn ein Geigenbauer einmal eine Viola d’amore oder Viola da gamba oder noch seltener eine Laute herstellte, waren dies Ausnahmen, nicht Erzeugnisse von Spezialisten. Auch im Ausland war das Angebot nicht gross und fast nur auf Deutschland und England beschränkt. Schwierig wurde es im Zweiten Weltkrieg, als der Zustrom aus den kriegführenden Ländern allmählich versiegte. Dazu kam, daß bei Gründung der Schola Cantorum Basiliensis die sogenannte tiefe Stimmung eingeführt wurde, die einheitlich – aus praktischen Gründen – auf einen temperierten Halbton unter dem modernen Kammerton festgesetzt worden war. Nur Instrumente in dieser tiefen Stimmung waren verwendbar, und das machte die Auswahl nochmals enger”. Walter Nef 1983, 93. Translation based on citation in Kirnbauer 2018, 139–40.

[2]

“Der Kammerton betrug damals 435 Hz, der tiefere Stimmton der Schola Cantorum also ca. 410 Hz. Die kleine Erhöhung des Kammertons auf 440 Hz, die 1939 an der internationalen Stimmtonkonferenz in London beschlossen war, zwang auch die Schola Cantorum, mit ihrer tieferen Stimmung um das gleiche Intervall auf ca. 415 Hz hinaufzugehen. Der Stimmton mußte aber, mit Rücksicht auf alte Instrumente in fester Stimmung, besonders in den Konzerten etwas flexibel gehalten werden”. Kirnbauer 2018, 140.

[3]

Values calculated at: www.portal-stat.admin.ch/lik_rechner/d/lik_rechner.htm (23 November 2018).

[4]

Thiele 2016, 53 and letters of 21 September 1933, 27 September 1933 between Werner Reinhart and Paul Sacher, Sondersammlung der Winterthurer Bibliotheken, Depot Music Collegium Winterthur, 365/27 and 365/14 respectively and the letter of 14 December 1933 from Werner Reinhart to the Schola Cantorum Basiliensis, Sondersammlung der Winterthurer Bibliotheken, Depot Music Collegium Winterthur, 365/20.

[5]

Kirnbauer 2006, 25–56.

[6]

Blood 2019.

[7]

Hunt 1962, 131.

[8]

“den er aber leider an den von ihm und seiner Familie gebrauchten Instumenten nicht mehr ausmerzen könne. Er baut jetzt nur noch Instrumente im modernen Kammerton”. Anonymous, “Arnold Dolmetsch und wir”, in: Der Blockflöten-Spiegel 2 (1932), 84, as cited in Thalheimer 2010, 46‒47. Thalheimer’s book presents a thorough and detailed history and analysis of recorder building in the 20th century, particularly in Germany.

[9]

Palmer 1981, 43.

[10]

Lerch 1996, 118; Thalheimer 2010, 45.

[11]

Bouterse 2010, 15‒24.

[12]

Griscom and Lasocki 2012, 128.

[13]

The information in this paragraph about Peter Harlan is taken from Moeck 1978 and Thalheimer 2010, 50‒63.

[14]

“Ich nenne diese die Barockflöten und drehe sie auch in der barocken Stuhlbeinform im Gegensatz zu der eigentlichen Harlanform, welche allenthalben von den meisten Nachahmern meiner Flöten verwendet wird und also die heute übliche ist. Diese Flöten notieren in F, c, f, c, sind aber einen halben Ton tiefer wie der heutige Kammerton gestimmt, nach Kammerton stimmen sie also E, H, e, h.” Moeck 1978, 85.

[15]

The ensemble led by August Wenzinger which contributed largely to the school’s reputation.

[16]

In today’s currency, these values would correspond to CHF 97.- and 175.- respectively. Values calculated at: www.portal-stat.admin.ch/lik_rechner/d/lik_rechner.htm (23 November 2018).

            “Die tiefe Stimmung unserer Instrumente verunmöglicht es verschiedenen Interessenten, die Blockflöten in hoher Stimmung besitzen und nicht in der Lage sind, eine zweite Blockflöte in tiefer Stimmung anzuschaffen, an der S.C.B. Stunden zu nehmen. Die Firma Hug & Cie. hat sich bereit erklärt, Schülern die in ihrem Geschäft bereits eine Blockflöte in hoher Stimmung gekauft haben, auf die Anschaffung eines zweiten Instrumentes in tiefer Stimmung eine Entschädigung von 20% zu gewähren. Der Vorstand beschliesst im Interesse der Schülerwerbung, auf spezielles Gesuch hin, weitere 20‒30% beizufügen, um dadurch unbemittelten Interessenten, die sich verpflichten, einen Kurs an der Schola zu belegen, die Erwerbung einer Blockflöte in tiefer Stimmung zum Preise von Fr. 15.- (statt Fr. 27.-) zu ermöglichen”. From the minutes of the board of directors meeting of the Schola Cantorum Basiliensis of 11 December 1934; Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[17]

See Smith 2020.

[18]

“An der SCB herrschen zur Zeit drei Stimmungen, Hug hat zwei Stimmgabeln, die Kinder mussten während des Krieges jede Blockflöte kaufen, sodass in ein und derselben Viererklasse es oft ausgeschlossen ist, dass alle zusammen spielen können. Im Prinzip wäre es wünschenswert, dass man die alte Stimmung tief (Halbton unter dem Normal a 870) wieder einführen könnte. Die Praxis aber hat ergeben, dass dann mit den Instrumenten der SCB zuhause oder anderswo nicht mehr musiziert werden kann. Leider muss deshalb auf die höhere tiefe Stimmung (Halbton unter 880) gegriffen werden. Aber auch diese Stimmung wird schwer wieder einzuführen sein, da heute unglaubliches Durcheinander herrscht. Ab Herbst 1949 soll jedoch darauf gedrungen werden.” Minutes of the teachers’ conference of the Schola Cantorum Basiliensis of 23 February 1949, 4; Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[19]

Cf. www.kueng-blockfloeten.ch/cms/ueber-uns/geschichte-der-firma-kueng/ (23 November 2018) where it is stated that “at a request of Ina Lohr of the Schola Cantorum Basiliensis [...], he [Franz Küng] is already making school recorders (soprano and alto) at the end of the 40s in 415 Hz”. / “Auf eine Anfrage von Ina Lohr von der Schola Cantorum Basiliensis (Gründungsjahr ebenfalls 1933), baut er [Franz Küng] gegen Ende der 40er Jahre bereits Schulflöten in 415 Hz (Sopran und Alt)”.

[20]

“Er [Mr. Küng] wird nächsten Mittwoch zu einer Besprechung mit den Blockflötenlehrern nach Basel kommen. Die SCB wird, wenn sie die richtigen Flöten erhalten kann, von nun an wieder die alte tiefe Stimmung einführen, da sie diese unbedingt als die beste erachtet.” Minutes of the meeting of the board of directors of the Schola Cantorum Basiliensis of 9 November 1950; Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[21]

“Es ist aufgefallen, dass in der SCB wieder sehr viel hoch musiziert wird. Während des Krieges bereitete die Beschaffung tiefgestimmter Blockflöten Schwierigkeiten, jetzt gibt es aber eine Auswahl an tief und hoch gestimmten Flöten, die es uns erlaubt, vermehrt darauf zu bestehen, dass an der Schola nur tief musiziert wird. Berufsschüler der S.C.B. müssen bei uns auf allen Instrumenten tief spielen. Notfalls müssen sie sich eben eine tiefgestimmte Blockflöte anschaffen. In der externen Schule können wir nicht so strikte vorgehen.” Minutes of the teachers’ conference of 8 December 1954. Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[22]

“Es würde die Sache natürlich sehr vereinfachen, wenn wir eine einheitliche Stimmung hätten, umso mehr als im kleinen Vortragssaal die Orgel auf 1/2 Ton unter 880 gebaut wird. Natürlich wehren sich die Blockflötenlehrer dagegen, die seit fünf Jahren ihren Schülern nur auf ganz tiefgestimmten Flöten (1/2 Ton unter 870) zu blasen erlauben. Es gibt Schüler, die lange Zeit an der SCB bleiben und sich teure Flöten angeschafft haben. Man kann von diesen Leuten nicht verlangen, dass sie sich auf die höhere Stimmung umstellen. Auch hat die Orchesterstimmung 880 die Tendenz zum Steigen, sodass man vielleicht in absehbarer Zeit mit 1/2 Ton unter 880 schon wieder isoliert ist. Anderseits macht es nach aussen einen schlechten Eindruck, wenn die SCB sich nicht auf eine einheitliche tiefe Stimmung einigen kann. Herr Dr. Sacher verlangt daher, dass wir die höhere Stimmung nach und nach in der ganzen SCB einführen (415,3 H)”. Minutes of the teachers’ conference of 11 May 1955. Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[23]

Minutes of the teachers’ conference of 27 June 1955. Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[24]

“Nach dem Besuch von Herrn Küng, der uns versichert hat, dass er die Stimmung unserer tieferen Blockflöten innert 2 Tagen und zum Preis von ca Fr. 1.50 ändern könne, soll nun die Stimmung der SCB für Schule und Konzert so rasch als möglich vereinheitlicht werden. Das einheitliche a’ der SCB ist 415.3 (ein temperierter Halbton unter Normal a’ 440). Die Blockflötenlehrer sind gebeten, ihre Schüler darüber zu informieren und zu veranlassen, dass deren Flöten so bald als möglich an Herrn Franz Küng, Grabenstrasse 3, Schaffhausen, gesandt werden”. Rundschreibung No. 137 of 26 January 1956, found together with the minutes of the teachers’ conferences. Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[25]

All information found in this paragraph is taken from the minutes of the teachers’ conference of 15 February 1960. Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[26]

“dass sich die tiefe Stimmung bewährt hat und dass Konzert und Unterricht nicht voneinander getrennt werden dürfen. Die SCB hat sicher nicht zuletzt der tiefen Stimmung wegen sich behaupten und als Spezialinstitut hervortreten können.” From the minutes of the teachers’ conference of 15 February 1960. Basel, Paul Sacher Foundation, Paul Sacher Collection.

[27]

Haynes 2002.

[28]

Barthold Kuijken in his book, The notation is not the music, 21‒22, describes how pitch, as an easily audible component of historically informed performance practice, was targeted by opponents of this movement: “During the last third of the previous century the acceptance of the a1 = 415 Hz pitch for Bach cantatas took some time, and there was vehement opposition from many sides. I see this opposition as part of a zealous kind of self-defense put up by the “traditional camp”. Unfortunately, the word ‘camp’ was justified in those days; there was a deep separation and strong opposition between the traditional attitude and the historically informed attitude toward performance practices. Lower pitch was an easily identifiable feature of the totally different approach to Early Music in general and J.S. Bach in particular. As a pars pro toto it was attacked in defense of the “holy” Bach and the traditional performing style. I am very glad that this fanaticism, which existed on both sides, generally has made room for more understanding and respect.”