Donnerstag-Akademie
18.04.2024, 18 Uhr
Klaus Linder-Saal Musik-Akademie Basel, Leonhardsstr. 6, 4051 Basel
Die Herdringer Handschriften (D-HRD 9820 und 9821) enthalten Fragmente teils bedeutender, teils gänzlich unbekannter Kompositionen aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihre Notationsweise in Partitur ist für die Zeit um 1540 bereits spektakulär, doch liefern sie darüber hinaus auf außergewöhnliche Art und Weise Einblick in das musikalische Denken der Zeit, da mit kleinen Kreuzen und Anmerkungen besondere Merkmale der Komposition hervorgehoben wurden. Wahrscheinlich dienten sie als Ergänzung zu existierenden Musiktraktaten, die der Schreiber offensichtlich gut kannte. Doch scheinen diese Exzerpte wenig mit dem zu tun zu haben, was wir heute unter «musikalischer Analyse» verstehen. Der Schreiber seziert die Musik geradezu und verfolgt das satztechnische Geschehen auf das genaueste, ohne damit aber z. B. semantische oder ästhetische Ziele zu verfolgen. Im Vortrag sollen aber auch einige neue Erkenntnisse bezüglich der Provenienz des Schreibers und bisher nicht identifizierbarer Stücke vorgestellt werden.
Angelika Moths studierte Cembalo am Koninklijk Conservatorium in Den Haag, Generalbass und Theorie der Alten Musik an der Schola Cantorum in Basel, sowie Musik-, Kunst- und Islamwissenschaft an der dortigen Universität. Nach Lehrtätigkeiten u.a. in Basel und Bremen ist sie heute wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikwissenschaft der Universität Zürich, Dozentin für Musiktheorie an der Hochschule in Zürich (ZHdK) und für Notation an der SCB.