Doctoral project

Das didaktische Erbe Giuseppe Tartinis

Die Kontrapunkthefte der «Schule der Nationen»

Das didaktische Erbe von Giuseppe Tartini:
Die Kontrapunkthefte der «Schule der Nationen»

Die in der Schule von Giuseppe Tartini verwendeten Musiktheorie- und Musikdidaktikschriften sind inhaltlich breit gefächert (Akustik, Aufführungspraxis, Ornamentik, Instrumentaltechnik) und vielfältig in ihrer Form (Autografen, Kopien von Schülern, autorisierte und nicht autorisierte Drucke). Während sich wichtige Forschungsstränge mit der Aufführungspraxis und den theoretischen Inhalten des Geigers befassen, muss die Bedeutung seiner Tätigkeit als Pädagoge, insbesondere im Hinblick auf den Kompositionsunterricht, noch besser gewürdigt werden.


Die vorliegende Arbeit befasst sich mit vier bislang nahezu unerforschten Manuskripten, die den Kontrapunkt- und Kompositionsunterricht in der «Scuola delle nazioni» dokumentieren. Neben einer philologisch unverzichtbaren Arbeit, die darauf abzielt, die Herkunft und die Beziehungen zwischen den untersuchten Exemplaren zu rekonstruieren, wird eine kritische Untersuchung der Inhalte und ihrer Beziehung zur italienischen Kontrapunkttradition sowie zum Umfeld der zeitgenössischen «Scuola dei rivolti» in Padua durchgeführt. Dabei wird der Terminologie und der Verwendung des Phänomens des «Terzo Suono» (Kombinationston) besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Dieses wird als physikalisch-natürliche Grundlage des «universellen Konsonanzsystems» verstanden, aus dem sich Kompositionsregeln und -übungen ableiten. Schließlich soll im Rahmen des vorliegenden Projekts die Verbreitung der untersuchten Manuskripte im Bereich des sächsischen Hofes in Dresden näher beleuchtet und die Rezeption der Tartini-Grundsätze bei dessen dort tätigen Schülern untersucht werden. Zu diesen Schülern zählten beispielsweise der «liebe Freund und Schüler Lenheis» (möglicherweise Carl Matthias Lehneis, um 1720–1780), den Tartini in einem Brief erwähnt, sowie der Geiger und Opernkomponist Johann Gottlieb Naumann (1741–1801). 

 

Ziel des Projekts ist es, das didaktische Erbe Tartinis wieder vollständig sichtbar zu machen und dessen Originalität und Transnationalität im Kontext der Musikausbildung des 18. Jahrhunderts hervorzuheben. Dies hätte bedeutende Auswirkungen auf die Geschichte der Musikpädagogik und das Verständnis der Vermittlung künstlerischen Wissens im Zeitalter der Aufklärung.

 

Diese Dissertation ist Teil des SNF-Projekts «Tartinians in Europe» und am Institut für Musikwissenschaft der Universität Pavia in Cremona eingeschrieben.

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