1. Vorbereitung
In meiner bisherigen Tätigkeit als Geigenbauer beschäftigte ich mich bisher vorwiegend mit Instrumentenmodellen ab 1650. Die Aufgabe, ein Gambenmodell nach Ganassi (ca. 1540) zu verwirklichen, war komplettes Neuland und eine interessante Herausforderung für mich.
Meine Vorbereitung begann mit dem intensiven Studium des bereitgestellten Planes und einem regen Gedankenaustausch mit Thilo Hirsch. Mit ihm zusammen besuchte ich auch das Institut für Wiener Klangstil, um mit den dortigen Akustikern ihre Berechnungen zum voraussichtlichen Schwingungsverhalten und der Stabilität der Gambendecke zu besprechen.
Ein wesentlicher Punkt der Vorbereitung bestand aber darin, einen grossen Teil meines bisher erfolgreich angewendeten Wissens im Geigenbau loszulassen und mich ganz neu auf die ungewohnte Konstruktion (ohne Bassbalken und Stimmstock, mit asymmetrischer Decke, ungewohnter Form etc.) einzulassen.
1.1. Holzwahl
Bei der Auswahl des Holzes war uns vorgegeben, dass die Decke aus Fichte, Zargen und Boden aus Ahorn, Einlagen, Wirbel, Saitenhalter-Knopf und der Untersattel aus Pflaume sein sollten.
Der von mir gewählte Ahorn für Zargen, Boden und Hals stammt vom selben Stamm, gewachsen in der Region Brienz. Beim Deckenholz entschied ich mich für ein erst zwei Jahre gelagertes Fichtenholz (ebenso aus dem Berner Oberland). So junges Holz verwendet man im Geigenbau normalerweise nicht. Wir hatten uns jedoch entschieden, die Decke aus zwei Brettchen zu biegen und nicht wie sonst üblich aus dem vollen Holz zu stechen. Dies erfordert eine Flexibilität des Fichtenholzes, die bei altem, abgelagertem Holz nicht mehr gewährleistet ist. So schien mir die Wahl eines so jungen Holzes die richtige Vorgehensweise zu sein.