Einführung
Der kunsthistorische Teil des Forschungsprojekts «Transformationen instrumentaler Klanglichkeit» setzte bei Ian Woodfields Early History of the Viol von 1984 an. Dessen Studie enthält die umfassendste Sammlung von Bildmaterial zur Ikonographie der frühen Viola da Gamba. Jedoch sind darin die Kunstwerke meist nur in Ausschnitten abgebildet und ihr Kontext wird nicht diskutiert. Woodfields Bildmaterial wurde daher kunsthistorisch erschlossen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse ergänzend wie relativierend mit dem aktuellen Wissensstand verknüpft. Auf dieser Grundlage wurde auch eine quantitative wie qualitative Auswertung der Gambenikonographie begonnen.
Bezüglich des Forschungsschwerpunkts «Ganassi» erlaubte der kunsthistorische Blick auf die Bilder eine Kontextualisierung der Viola da gamba in der venezianischen Kunst und Kultur um 1540. Dabei konnten exemplarisch Chancen und Grenzen der kunsthistorischen Arbeit mit ikonographischen Quellen aufgezeigt werden. Die Sehnsucht nach bildlichen Belegen für bestimmte organologische Eigenschaften führt oft zu Bildinterpretationen, die eine bestätigende Antwort auf bestehende Thesen oder Vorstellungen geben. Differenzierte und aussagekräftige Resultate ergeben sich jedoch nur aus der Kontextanalyse, sowohl der äußerlichen (Entstehung, Einbindung oder Aufstellungsort des Bildwerkes etc.) als der bildimmanenten (Bildaufbau, Darstellungsweise etc.).